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"Für die Künstler, Visionäre, Träumer und Kämpfer"

Ein Beitrag aus der Mutter-Kind-Klinik Baabe

von Karolin Schulz

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Nicole Kaminski ist Erzieherin in unserer Mutter-Kind-Klinik in Baabe und hat sich die Zeit genommen, einen Beitrag zu schreiben. Dieser sehr persönliche Text ist eine wahre Hommage an den Beruf Erzieher:in, an ihr Team in Baabe, an das Meer, an Rügen, aber vor allem eine Hommage an unsere Kinder – unsere Zukunft.

 

Im "Hier und Jetzt"

 

"Schließe deine Augen, atme langsam ein, halte kurz inne und atme dann langsam wieder aus. Stell dir vor, dein Atem ist das Meer und zwischen deinen Füßen spürst du den warmen Sand. Eine kleine Brise fließt durch deine Haare und die Sonne wärmt dein Gesicht. Atme ein, halte kurz inne und atme dann langsam wieder aus. Es riecht leicht nach Algen und Tang und irgendwo schreit eine Möwe und spielt mit den Wellen des Windes. Kinderlachen mischt sich in das leise Plätschern der Wellen. Atme nochmal ein, halte kurz inne und atme dann langsam wieder aus und spüre wie der Wind stärker wird und deine Haare darin tanzen. Du spürst die frische Luft und hörst die kräftiger werdenden Wellen. Gehe mit der Kraft des Nordens und lasse deine Gedanken und Gefühle mit dem Wind fließen. Fühle, wie du vom Wind getragen wirst und der Alltag über das Meer fliegt. Atme tief ein, halte kurz inne und atme wieder kräftig aus. Neige dein Kinn nach oben und breite deine Arme aus. Fühle deine Kraft, deine innere Sonne und öffne deine Augen. Sei hier, im Hier und Jetzt und sei bereit für einen neuen Tag.“

 

Mein Weg nach Baabe

 

Mein Name ist Nicole Kaminski (38) und das Gefühl, dass das Meer in mir auslöst, ist mit einer der Gründe, warum ich auf Rügen an der See lebe. Ich bin Erzieherin im Kinderhaus der AWO SANO Mutter-Kind-Klinik in Baabe und wohne mit meinem Mann und unseren beiden Söhnen (2 und 6) in Sellin. Seit nun mehr als 13 Jahren bin ich staatlich anerkannte Erzieherin und durfte während meines Studiums an der Fachakademie für Sozialpädagogik in Aschaffenburg und in den Jahren danach sehr viele Erfahrungen auf den verschiedensten Ebenen der Pädagogik und Psychologie sammeln: fachlich wie persönlich, menschlich und lebensnah. In den letzten 18 Jahren habe ich in ganz Deutschland an 20 verschiedenen Orten gewohnt und mir wurden durchweg viele Chancen geboten, meine Kreativität auszuleben und meine Fähigkeiten und Fertigkeiten auszuarbeiten, zu erweitern und neu zu erfinden. Nach diesen ganzen Jahren des Wanderns haben mein Mann und ich dennoch beschlossen, wieder zurück in unsere Heimat zu ziehen. Seitdem arbeite ich in der Mutter-Kind-Klinik und ich kann wirklich von Herzen sagen, dass von allen Arbeitsplätzen, die Arbeit im Kinderhaus die schönste ist, die ich bisher erleben durfte.

Gar nicht so leicht für die Kleinen

 

Unser Haus hat eine Altersspannweite von sechs Monaten bis 14 Jahren: eingeteilt in altershomogenen Gruppen. Für die jüngeren Kinder gibt es die Gruppen „Kleine Piraten“ und die „Seepferdchen“ und für die Vorschulkinder und heranwachsenden Schulkinder die „Leuchtturmgruppe“, die „Störtigruppe“ (abgeleitet von dem berühmten Piraten Klaus Störtebeker) sowie die Gruppe „Käpt'n Brass“. Eine kleine Besonderheit ist das Clubzimmer für die Jugendlichen, die auch ein kleines separates Reich haben, wo sie ihren Gedanken nachgehen können. Alle Gruppen werden ausnahmslos von wunderbaren und fröhlichen Kolleg:innen betreut, die sich den Gedanken und Sorgen der kleinen „Schiedbüddln“ und großen „Butschern“ würdevoll und herzlich annehmen. Denn vor allem für die jüngeren Kinder ist ein Kuraufenthalt eine sehr große Herausforderung – raus aus ihrem gewohnten Umfeld, rein in ein Neues. Warum bin ich nicht zu Hause? Warum wohne ich mit Mama jetzt woanders? Wo ist mein Bett hin, mein Zimmer, meine ganzen Kuscheltiere? Was ist mit meiner Familie? Warum sind meine Freunde nicht bei mir? Wer sind die ganzen fremden Menschen? Und warum darf ich nicht mehr in meinen Kindergarten zu meiner Lieblingserzieherin? Mit all diesen Fragen beschäftigen sich mehr oder weniger die Kleinen. Und dann fällt die Abgabe im Kinderhaus in eine neue Gruppen und ohne eine gewohnte Eingewöhnung doppelt so schwer.

In guten Händen

 

Die Erzieher:innen der Kleinen verstehen aber ihre Kunst, alle drei Wochen die neuen Kinder so warmherzig und begeisternd zu begleiten, so dass eine kurze Eingewöhnung meist schon ausreicht, damit Mama entspannt ihre Therapien und Termine wahrnehmen kann. Und sollte doch die eine oder andere Träne fließen, wird auf das Wohl der Familie geachtet und individuell geschaut, wie die Abgabe erleichtert werden kann. Ähnlich verhält es sich mit den Größeren. Die  kurzzeitige Veränderung wird von ihnen so angenommen, wie sie ist. Schnell lassen sie sich durch die Kreativität jeder einzelnen Erzieherin mitreißen und genießen ihre Zeit sehr: neue Freunde zu finden, viele kreative Angebote wahrzunehmen und gespannt darauf zu warten, was der nächste Tag für sie bereit hält.

Kinder sind unsere Zukunft

 

Unsere Kinder und Jugendliche sind die Zukunft unserer Gesellschaft. Sie sind die zukünftigen Menschen: mit Visionen und Träumen, mit Kampfgeist und Mut, mit Zuversicht und Vertrauen, mit Liebe im Herzen, mit einem Lächeln auf den Lippen, mit einem Leuchten in den Augen, die unsere Welt zu einem besseren Ort machen können. Und ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, genau diese Kinder auf ihrem Weg ein Stück weit zu begleiten und sie zu ermutigen, dass kein Traum zu verrückt, kein Gedanke zu groß und kein Schritt zu viel ist. Und wo kann ich mehr Visionäre und Künstler, Träumer und Kämpfer erreichen und bestärken, als in einer Einrichtung, wie dieser – mit einem wunderbaren bunten Team und einer herausragend pädagogischen und fachlichen Leitung, die einen Blick für die Welt der Kinder hat.

Einmal Rügen, immer Rügen

 

Das Besondere unserer Klinik ist auch der Standort selbst, den wir täglich mit in unsere Arbeit einbinden. Baabe ist ein kleines familiäres Ostseebad mit märchenhaften Wäldern, wunderschönen Stränden, Straßen zum Flanieren und mit Aktivitätsangeboten und Programm für Groß und Klein, rund um unsere Kurbühne. Rügen ist die Insel der Seefahrer, Wikinger und Piraten und bietet die Möglichkeit runterzufahren, den Alltag hinter sich und die Seele baumeln zu lassen. Viele Urlauber kommen immer wieder – einmal Rügen, immer Rügen.

Meine Lieblings- und Kraftorte

 

Am liebsten besuche ich die Hühnengräber bei Lancken – Granitz. Wissenschaftlich gesehen sind dies Megalitengräber. Sie sind zwischen 3500 und 2400 v. Chr. nach dem Volksglauben von Riesen erbaut worden und zeigen komplexe Bestattungsprozesse. Auch besuche ich gern die einmaligen Feuersteinfelder bei Neu Mukran, auch „Steinernes Meer" genannt. Sie entstanden vor rund 3500 Jahren, als das Meer die Feuersteine aus den Kreidefelsen auswuschen und Sturmfluten sie zu Steinwällen auftürmten. Feuersteine, so weit das Auge reicht – ein idealer Platz zum Verweilen und weitläufigem Erleben für Klein und Groß. Direkt in Sellin bietet der magische Friedensberg, angrenzend zum Selliner Spielplatz, Zeit zum Entspannen und Meditieren. Den kraftvollen Ort erreicht man über den Treppenaufstieg, gleich neben dem Fischrestaurant „Zum Skipper“. Vom Deich aus in Baabe kam man richtig gut den Sonnenuntergang beobachten.
Wenn man links vom Baaber Bahnhof den Fahrrad- und Fußweg benutzt, gelangt man zum Selliner See, der friedlich und schimmernd vor sich hin plätschert.
Möchte ich aber mal die Küste von oben sehen und die tiefe Ruhe und friedliche Anonymität genießen, gehe ich in den schon fast dschungelartigen Wald von Göhren, bis zum Ende der Hövstraße, am Steilufer am Nordperd. Tiefer Frieden liegt in ihm und es erwarten einen wunderschöne Plätze mit sagenhaften Ausblicken auf das offene Meer.

Wer den Frieden und das Gefühl von „Ich komme an und bin ganz bei mir!“ erleben möchte, sollte uns auf Rügen in Baabe besuchen.

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